February 16, 2016

Fasnacht in Basel, Abschiede, die leere Wand und Tolkien

Das letzte nicht-wissenschaftliche Buch, das ich zur Hand genommen habe vor meinem Aufbruch war Der Hobbit von J.R.R. Tolkien. Erst als ich es zu Ende gelesen hatte und meine Einpacküberlegungen konkreter wurden, bemerkte ich wie passend die Geschichte Bilbo Beutlins zu meiner derzeitigen Situation war: In der Geschichte wird Bilbo als ängstlich, spießig und geradezu abgeneigt etwas anderes als das Auenland zu erfahren, beschrieben. Gleichzeitig geht er aber das Abenteuer der Reise ins Unbekannte ein, ohne sich davon irgendeinen Vorteil zu versprechen. Er geht einfach so. Während der Reise und besonders in gefährlichen und unbequemen Situationen wünscht Bilbo sich immer wieder zurück in die gemütliche, sichere und gewohnte Hobbithöhle. Diese Gefühle kann ich dem fiktiven Bilbo so sehr nach empfinden.

Relcutant to go - fired up to do so. Nur zögerlich gehend – dennoch darauf brennen.

Wie Tolkiens Bilbo bin ich gespalten zwischen Aufregung und Wehmut. Die Sehnsucht nach dem Gewohnten ist besonders dann am stärksten wenn ich die Gemeinschaftsküche benutzen muss, um mir etwas für mich alleine und in weitestgehender Isolation zu kochen, da die meisten Heimbewohner_innen noch nicht vor Ort sind; wenn ich gerade niemanden zum plaudern habe und den Löskaffee hinunter würge.

Das eher traurige Wetter in der Stadt hilft da ein wenig, auch wenn sich der Frühling hier bereits ankündigt. Es ist traurig nach draußen zu sehen. Es ist traurig still zu sein und (noch) nicht zu wissen wo ich anfangen soll mit dem Einleben und Bekanntschaften schließen. Auch wenn ich Zeit hätte an den verschiedensten Dingen (z.B. Masterarbeit) zu arbeiten; mein Kopf und Herz lassen es nur in den wichtigsten Fällen zu. So verharre ich teilweise dann traurig über das Hier und Jetzt, unsicher was nächste Woche beim Start der Uni-Kurse passieren wird und betrübt über all das was im Moment hinter mir liegt.

Doch dann gibt es aber noch die anderen Momente:  Die Fremde, die dich einfach so in den Arm nimmt weil sie merkt, dass du dich gerade erst von deinen Liebsten verabschiedet hast und sie die erste Person ist, die in deine verweinten Augen blickt. Das ChamäLEON, dass man auf der Straße ins neue Zuhause bemerkt, nachdem man gerade zum ersten Mal alleine in der Stadt umher gegangen ist, um ein Gefühl für eben diese zu bekommen.

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Oder der "Morgestraich" um 04:00 Montagmorgen, der die einzige evangelische Fasnacht weltweit in Basel startet. Dabei werden ALLE Lichter und Beleuchtungen in der verwinkelten Altstadt abgeschalten und die Zusehenden werden angehalten ganz leise zu sein, bevor der Startschuss fällt. In der ganzen Altstadt gehen dann mit Laternen auf dem Kopf - und kunstvollen Wägen bei den größeren Cliquen - die Basler Fasnachtsgruppen umher. Sie drehen die ganze Zeit musizierend ihre Runden, man kann dabei ihre satirischen Sujets bewundern. Morgen geht es dann weiter - da werden die Wägen auf den zahlreichen Plätzen der Altstadt ausgestellt, um genauer begutachtet zu werden.

Besonders aber beim Umherirren auf dem Nachhauseweg (weil ich an einem Platz gelandet bin, den ich weder kannte noch auf meinem Stadtplan finden konnte) spürt man das Abenteuerliche, Ungewisse und Aufregende eines solchen Sprunges ins kalte Wasser. Natürlich ist der ungewisse Weg nach Hause gut ausgegangen. Mein Gespür hat mich richtig geleitet und trotz stockdunkler Gassen und enormer Menschenmassen, habe ich den Weg ins Heim sogar ohne größere Umwege (!) gefunden. So gehen die besten - wenn auch noch so kleinen - Abenteuer eben immer gut aus.

Die leere Wand

Nachdem alles in meinem neuen Zimmer eingerichtet - und einiges mehr hinzu besorgt worden war - fiel uns am Sonntag noch diese Wand über meinem Bett auf: Nichts konnte ich dort aufhängen. Obwohl ich Poster mitgenommen hatte, um mich bald mal wohl zu fühlen.

Dorthin passte einfach noch nichts. Eine generische Leinwand im XXL Format hätte ich kaufen können, doch ich möchte diese Wand für etwas anderes frei halten: Alle die mich besuchen kommen oder dies aufgrund von Zeit, Lebenswahnsinn oder Kosten nicht schaffen sollen etwas zur Verschönerung dieser Wand beitragen (Adresse auf Anfrage).

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Ich werde das meinige zur Verschönerung dieses weißen Flecks  im Laufe meiner Zeit hier beitragen.

Für diesen Samstag habe ich bereits den wöchentlichen Flohmarkt vor meiner Universität ausgemacht. Mal schauen was ich da abstauben kann ...