Ich fasse euch nicht
Heute schäme ich mich für ein paar meiner Mitmenschen in Europa.
Wenn man Menschen verängstigt, Gewalt applaudiert und versucht Wohnheime anzuzünden sollte man seinen selbst zugeschriebenen Status als "besorgte Bürger_in" schleunigst überdenken. (Details)
Diese "Angst-" oder "Wutbürger_innen" sind nicht Opfer einer "Überfremdung", sie sind Täter_innen gegenüber Schutzsuchenden, von Krieg und Tod flüchtenden Menschen.
Anstatt sich Gedanken über Integration und Miteinander zu machen, schmeißen sie lieber mit hetzerischen Parolen (und noch Schlimmeren) um sich. So verhinderten in Clausnitz, Deutschland am Donnerstagabend ca. 100 Personen das Vorankommen eines Buses, der Geflüchtete in ein Wohnheim bringen wollte. Das Video zeigt Aufnahmen der Auseinandersetzung zwischen den unangemeldet Demonstrierenden, Businsassen und dem unterbesetzten Polizeieinsatz. Es wird auch immer wieder versucht solche Unterkünfte anzuzünden (teilweise erfolgreich). Dass so die Situation nicht nur nicht besser wird, sondern völlig eskaliert sollte jedem klar sein, der Ursache-Wirkungszusammenhänge versteht.
Ihr seid nicht das Volk - Ihr seid der Untergang der Menschlichkeit und des Miteinanders!!
Ich geh dann mal Bertold Brecht lesen und weinen.
"Zum Bewusstsein kommen heißt: ein Gewissen bekommen, heißt wissen, was gut und böse ist." Thomas Mann
An die Nachgeborenen - Bertold Brecht
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende Hat die furchtbare Nachricht Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt! Der dort ruhig über die Straße geht Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde Die in Not sind?
Es ist wahr: Ich verdiene nur noch meinen Unterhalt Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen. Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren.)
Man sagt mir: Iss und trink du! Sei froh, dass du hast! Aber wie kann ich essen und trinken, wenn Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und Mein Glas Wasser einem Verdursteten fehlt? Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise. In den alten Büchern steht, was weise ist: Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit Ohne Furcht verbringen Auch ohne Gewalt auskommen Böses mit Gutem vergelten Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen Gilt für weise. Alles das kann ich nicht: Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten! [...]
Referenzen:
O.V. (2016): Flüchtlingsbus in Clausnitz: Polizei verteidigt Einsatz. In: Der Standard Online, 20.02.2016. Online unter: http://derstandard.at/2000031440174/Wuetende-Asylgegner-fingen-Fluechtlingsbus-in-Sachsen-ab, [21.02.2016]
Titelbild zeigt die neu entstehende Installation im Unterwasser Museum vor der spanischen Küste von Jason deCaires Taylor. Er will kein Grab oder Mahnmal damit setzten, sondern an den weltweiten Zusammenhalt - das Menschliche in uns allen - erinnern.
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